Liebe ist eine Technik.
Und ein System. (Blumfeld)

WAS TUST DU

Von Das kalte Herz zu WAS TUST DU 


Als Das kalte Herz von Wilhelm Hauff 1827 erschien, war Peter Munk ein armer Köhler; heute jobbt er als Tankwart, zum Mindestlohn. Will er an das große Geld kommen, muss er nicht zum teuflischen Holländer-Michel gehen und sein Herz gegen einen Stein in der Brust eintauschen. Heute lockt die Fernseh-Show „Wir kaufen Dein Herz“. Gewinner*in ist, wer die wenigsten moralischen Skrupel beweist und sich von Emotionen wie Liebe und Mitgefühl befreien kann. Peter wird Kandidat ... 
Die Bremer Jugendkantorei bringt in ihrem selbst entwickelten Stück wesentliche Fragen unseres Seins auf den Tisch: Was macht den Menschen zum Menschen? Wofür sind wir bereit, unsere Seele zu verkaufen? Inwieweit beeinflussen Konsum und Gier unsere Beziehungen? 
Hauffs Figuren Lisbeth und Peter werden in der Adaption von Christoph Jäger mit ihren Gefährt*innen zu den Symptomträger*innen jenes neoliberalen Weltbildes, welches jeder Person glücklich zu werden verspricht, wenn sie nur egozentrisch genug agiert und sich ordentlich anstrengt. Empathie ist nur noch ein fernes Rauschen aus einer fremden, anderen Welt. 
Wie unter einem Brennglas betrachten die jungen Spieler*innen die Konfliktfelder unserer Zeit und lassen sich dabei nicht zu einfachen Antworten hinreißen. Vielmehr öffnen sie mit WAS TUST DU einen Raum, der Möglichkeiten schafft, sich selbst zu hinterfragen und zu positionieren. 
Die Lieder dieser Song-Oper verhandeln diese zwischen Selbstentfremdung und kollektivem Geschehen verortbaren Aushandlungsprozesse auf eine zutiefst innerliche Weise. Ilka Hoppe führt in der chorischen Erarbeitung der Songs die Sänger*innen an die wesentlichen Gefühls- und Ankerpunkte eines gemeinsamen Miteinanders. Am Ende, wie am Anfang, stehen wir vor der Frage: WIE WOLLEN WIR LEBEN? 


MUSIK Element of Crime, Die Ärzte, Christoph Jäger, Rio Reiser & Edward Grieg 

GESPIELT VOM Bremer Kaffeehaus-Orchester ARRANGEMENTS Klaus Fischer, Constantin Dorsch 

SCHAUSPIEL & GESANG  Franka Mawn, Ben Bukes, Nathan Thaddeus Jäger, Jannis Alexander Raschka, Celia Bukes, Jolanda Gerdes, Clara Strothmann, Janek Hadamovsky, Nils Hoppe, Henri Mawn, Eva Garthe, Mattis Eggeling, Lia Henke, Marla Ollmann, Jonna Feline Jäger, Moritz Riedel, Emma Pohl, Moe Borski 

AUSSTATTUNG & KOSTÜME Susanne Raschka 

BÜHNE Christoph Jäger & Ilka Hoppe 

BAUTEN Stefan Ellerbusch & Jens Heuers 

LICHT & TECHNIK Fabian Feller 


Musikalische Leitung: Ilka Hoppe
Buch, Regie & Dramaturgie: Christoph Jäger


Uraufführung: 17.09.2021
weitere Vorstellung: 18.09.2021
Freie Waldorfschule Bremen-Osterholz

Fotos: Sebastian Fritz

"Ich höre, wie du atmest. Und wie ich atme. Hörst du? … 
Unsere Lungen füllen sich mit klarer Luft, die Brustkörbe heben und senken sich. 
Gleichmäßig. Vertraut. Unsere Herzen schlagen. 
Unsere Herzen schlagen, was ohnehin unsagbar ist und auch nur entsteht, weil wir das verstanden haben - dass es Dinge gibt, die man eben nicht beschreiben kann, die nicht aufgrund ihrer Logik oder kausalen Erklärbarkeit ihre Berechtigung erhalten, wesentlich zu sein. 
Unsere Herzen schlagen jedes Wort. Schau mich nicht so an. 
Wenn du mich so ansiehst, frage ich mich, ob du mich siehst. Ob das, was du siehst, deckungsgleich sein kann mit dem, was ich sehe, wenn ich mich im Spiegel betrachte. 
Wenn du mich sehen könntest - Was siehst du?"