du bist nicht gemeint
Donnerstag, 30. Dezember 1999. Eine Berghütte irgendwo in Europa.
Eine Frau. Ein Mann.
In diesem Jahr ist es anders als sonst. Zumindest wird das behauptet. Im Fernsehen treten Experten vor die Mikrophone und prophezeien den Ausfall der Systeme. Das Jahr-2000-Problem könnte alles dunkel machen. Die Städte, die Bildschirme, die Schlafzimmer. Man warnt vor Flugzeugabstürzen, der Selbstauslösung nuklearer Waffensysteme, einer Weltwirtschaftskrise, Zuständen apokalyptischen Ausmaßes.
Nora und Lucas sind Anfang 20. Sie sind in die Berge gefahren. Hier ist nichts, was ihnen Angst machen könnte.
Nora und Lucas kennen sich lange. Schule, Ruderclub, Konzerte. Das Übliche. Sie kennen sich gut. Alles ist einfach.
Nora und Lucas sind füreinander da.
Sie begegnen sich auf Augenhöhe. Sie sind Beste Freunde.
Beste Freunde wissen alles voneinander.
„Wenn du wüsstest, dass morgen die Welt untergeht, würdest du dann jetzt mit mir schlafen?“ fragt Nora Lucas, kurz, nachdem sie angekommen sind.
Eine Geschichte in fünf Bildern und die Frage, was unter der Sprache liegt.
Auszug
(Bild V)
Nora:
Ich hatte gedacht, du bist anders.
Lucas:
Ich bin immer das gewesen, was du verlangt hast.
Nora:
Nein, Lucas, das bist du nicht. Du bist das gewesen, was du dir erhofft hast.
Du bist einzig und allein mit mir befreundet, weil du auf mich stehst.
Du würdest alles für mich tun, nur um mich zu ficken.
Ich sehe deine Blicke, Lucas, ich spüre dich auf meiner Haut.
Ich weiß, dass du mich willst. Und ich will, dass du mich willst.
Lucas:
Weißt du eigentlich, wie oft ich …
Nora:
Nein, Lukas. Und es interessiert mich auch nicht.
Du bist gut, - so, wie du bist. Aber … du bist nicht gemeint.
Glaub nicht, dass auch nur ein Millimeter deines Körpers je in mich eindringen wird.
Du wirst niemals meinen Atem hören, wenn ich komme.
Du kannst deine Nase in meiner Wäsche vergraben, es ist mir egal - mein Innerstes wirst du nicht finden.
Diese Welt wird es nicht geben.
Niemals! Never.
Vergiss es einfach. Wir stehen am Rand der Zeit.
Du bist so unerheblich wie die Worte, die du mir zuflüsterst.
Wenn ich sterben werde, wirst du es auch tun. Das hast du mir versprochen.
Bleib bei mir.
Du bist das Allerletzte.
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